Petition an den Bayerischen Landtag eingereicht nach Kontroverse mit Ministerium!

Die Arbeiten am Film „GRAU IST KEINE FARBE“ sind beendet!
Nach über sechszehn Monaten und insgesamt deutlich über 1000 Arbeitsstunden, fokussieren wir uns jetzt auf die Premiere.
Nebenbei spielen auch gesellschaftspolitische Forderungen eine Rolle: Nach der offiziellen Anfrage ans Plenum durch die Landtagsabgeordnete Claudia Köhler reicht MovieJam Studios nach der Kontroverse mit dem Gesundheitsministerium offiziell eine Petition an den Bayerischen Landtag ein.

Im Folgenden können Sie die gekürzte Fassung der Petition lesen, die so in leicht angepasster Form inzwischen auch online unterschrieben werden kann. 
Hier befindet sich die Originalfassung mit allen Anhängen von über 30 Seiten.

An deutschen Schulen gibt es Kurse über Verkehrssicherheit, über Alkohol, HIV und Verhütung, es gibt selbst einen Tag der Zahngesundheit, doch über Stresserkrankungen-­ wie die Depression -­ gibt es gar keine Aufklärung oder niederschwellige Hilfsangebote. Ganz im Gegenteil: Psychische Krankheiten werden oftmals totgeschwiegen. Und das obwohl die Depression laut Weltgesundheitsorganisation bis 2021 die zweit häufigste psychische Erkrankung auf der ganzen Welt werden soll.

Ausgerechnet in Deutschland analysierte das Robert Koch Institut in einer Langzeitstudie die mentale Verfassung Jugendlicher und fand dabei heraus, dass in den letzten Jahren die Stresserkrankung Depression unter Minderjährigen und jungen Erwachsenen kontinuierlich ansteigt.
Nebenbei findet über die Hälfte aller Betroffenen keinen Therapieplatz, Lehrer sind überfordert, Sozialpädagogen ausgelastet, Eltern wissen sich nicht zu helfen und Depressive werden weiterhin stigmatisiert. 
Weiterhin sind sie aufgrund ihrer psychisch instabilen Lage häufiger Opfer von Mobbing — besonders in Schulen und Bildungseinrichtungen. Inzwischen ist der Suizid aufgrund depressiver Erkrankung unter Heranwachsenden die zweit häufigste Todesursache.
Dennoch weiß sich der Freistaat Bayern nicht zu helfen. 

Durch unsere Recherchen für das Filmprojekt „GRAU IST KEINE FARBE“, ein sechzig-minütiges Dokumentardrama über Depression bei Jugendlichen, das alleine von uns siebzehn- bis achtzehnjährigen Gymnasiasten produziert wurde, entwickelte sich ein Engagement gesellschaftspolitisch für Veränderungen einzutreten. 
Hierzu stellten wir diese Petition auch an den Bildungsausschuss des Bayerischen Landtages. Grundsätzlich ließe sich die Petition auch bundesweit auf die Schulsysteme übertragen, was jedoch aufgrund der Bildungshoheit der einzelnen Bundesländern für eine Petition vermutlich zu pauschalisierend erscheinen könnte. 

Als Gymnasiasten der Oberstufe (Klasse 12) sehen wir täglich diverse Defizite im Umgang mit psychisch Kranken und in der Behandlung der Thematik. Wir können uns in unseren zwölf Jahren Schulzeit an keine einzige Veranstaltung, Unterrichtsstunde oder Kampagne über psychische Krankheiten wie die
Depression erinnern. Auch Betroffene berichten, dass sie von psychischen Krankheiten „nichts gehört hatten“, bis sie in Behandlung bei psychologischen Psychotherapeuten kamen. Ebenso der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität, Prof. Dr. Schulte-Körne, bemängelt, dass grundlegend ausführlichere curriculare Ausbildungsinhalte für Lehrkräfte und Pädagogen fehlen. Im Lehrplan der Bayerischen Gymnasien, Realschulen und Mittelschulen werden psychische Krankheiten und die Krankheit Depression nur beiläufig erwähnt beziehungsweise keine Unterrichtsstunden dafür allokiert. Mit dieser Petition fordern wir eine adäquate Beachtung von psychischen Krankheiten im Lernplan der bayerischen Schulen und die Unterstützung und Hilfestellung für psychisch kranke Jugendliche durch den bayerischen Staat.

Diese Petition hat folgende Änderungen zum Ziel:

– Ausweitung der curricularen Ausbildung für Lehrkräfte zum Thema Depressionen, Suizid und psychische Krankheiten im Allgemeinen
– Ausweitung der curricularen Ausbildung für Schulsozialpädagogen zum Thema psychische Krankheiten
– Durchführung konkreter Maßnahmen gegen die Stigmatisierung psychisch Kranker durch die Schüler und Lehrerschaft
– Verpflichtende Einbindung des Themas in den Lehrplanbeispielsweise im Rahmen des Biologie- oder Deutschunterrichts mit Anbindung an verschiedene literarische Epochen (Hierbei ist anzumerken, dass
nach Aussage aller Experten ein sog. „Werther-Effekt“ bei entsprechend gestalteter Prävention mit Hinweisen auf Hilfestellen nicht zu beobachten ist.)
– Schaffung von auf wissenschaftlichen Informationen basierenden, verpflichtenden
Informationsveranstaltungen während der Schulzeit für alle Schüler ab der neunten Klassenstufe, da vor allem hier kontinuierlich ansteigender Druck durch Schulprüfungen (z.B. Mittlere Reife) zu verzeichnen ist
– Ausweitung der Besetzung durch Schulsozialpädagogen und Schulpsychologen durch Schaffung von neuen Anreizen in der Schulsozialarbeit an den bayerischen Schulen sowie die Ausweitung ihrer Befugnisse und Möglichkeiten
– Schaffung von niederschwelligen Hilfsangeboten, die sich in wissenschaftlichen Studien erwiesen haben, in Kooperation mit lokalen Kliniken und Therapeuten. Eine Kooperation zwischen dem Staatsministerium für Kultus und Unterricht und dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege könnte hier zielführend
sein.

Aus diesen Gründen fordern wir, im Namen aller erkrankten Jugendlichen, dass sich die Bayerische Staatsregierung beziehungsweise das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus und der Bayerische Landtag mit dem Thema von psychischen Krankheiten und Depressionen an Schulen beschäftigt,
um diese Kinder und Jugendliche in ihrer schwächsten Position nicht ohne Hilfe zu lassen. Aufklärung schafft Prävention.

Die Originalpetition wurde an den Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags übergeben. Auf der Petitionsplattform change.org haben Sie persönlich die Möglichkeit unser Vorhaben mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen– VIELEN DANK!

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